Warum Gasbeleuchtung manchmal mehr vernebelt als erhellt

Es gibt amerikanische „Slangbegriffe“, die sind bei uns (zumindest mir) völlig unbekannt. Aber häufig sprechen da Metaphern für sich.

„Gasligthning“ = Gasbeleuchtung ist quasi das Gegenteil von „Erhellung“ . Es verdunkelt eher die eigentlichen Absichten und führt den Betroffenen in diffuses Sichtverhältnisse, die dann an der eigenen Wahrnehmung bzw. dem Verstand zweifeln lassen. Vielleicht wäre „Nebelwerfer“ auch eine Übersetzung.

Letzlich ist es eine Form von emotionaler Gewalt bzw. Missbraucht. Der „Täter“ verbreitet falsche bzw missverständliche Informationen ü, so dass man an seiner eigenen Wahrnehmung, dem eigenen Gedächtnis oder gar dem Verstand zweifeln muss.

Dann behaupten diese Leute auch noch, „man habe sich das ALLES nur eingebildet“.

Die Folge ist, dass die Betroffenen konfus, unsicher bzw. innerlich unruhig und verwirrt werden. Und sogar noch glauben, dass sie sich ursprünglich geirrt haben müssen und sich daher der so anscheinend „starken“ Person in Zukunft noch mehr anvertrauen müssen bzw. selber ihre eigene Wahrnehmung in Frage stellen.

Ich selber spüre manchmal den „Gasgeruch“ von Falschheit bzw. Lüge und Manipulation schon weit bevor es zum Konflikt kommt. Es fühlt sich eben „unstimmig“ an, „unklar“ in einem „optischen Sinne“.

Der innere Konflikt ist dann, ob man die Sache ansprechen soll oder nicht. Es fühlt sich falsch an, es riecht nach Manipulation, es stinkt zum Himmel. Aber man weiss auch, dass es zum Konflikt führt bzw. der „Täter“ ganz bestimmt selber nicht zugeben wird (oder kann), dass er da manipuliert bzw. emotionale Gewalt ausübt. Häufig ist ihm (oder ihr) es ja gar nicht bewusst, dh. es passiert ja gerade auf einer unbewussten (indirekten) Ebene der Kommunikation.

Gerade im Kindesalter muss „gaslightning“ die Hölle sein. Viele meiner Patientinnen und Patienten kennen das Phänomen, dass sie quasi Spannungen „spüren“ (riechen können). Aber eben als Kind es nicht ansprechen können. Wie sollten sie sich auch gegen einen Vater wehren, der emotionalen Missbrauch in dieser Art und Weise verbreitet ?

Die Folge ist häufig ein „emotional invalidisierendes Umfeld“. Die eigene Wahrnehmung von „richtig oder falsch“ wird in Frage gestellt.

Jahre später werden aber diese Situationen als „Trigger“ immer und immer wieder aufgerufen. Der „Gasgeruch“ bzw. das falsche Licht auf die Wahrheit stinkt einfach zum Himmel.

Häufig klingt das Problem dann am nächsten Tag noch emotional nach. Man fühlt sich fix und fertig bzw. körperlich und seelisch beeinträchtigt.

Das kann ein Grund sein, warum sich hochsensible Menschen immer weiter zurückziehen. Die Verpestung durch emotionalen Gestank bzw. Vergiftung meiden. An und für sich keine schlechte Idee. Sie führt nur dazu, dass man immer empfindsamer wird bzw. überhaupt kein Leben mehr hat.

In der Therapie geht es für mich darum, solche Gasbeleuchtung zu erkennen. Und mal den Mief zu beseitigen, wieder Atem zu finden.

Die positive Seite ist, dass viele Menschen mit psychischen Problemen eben eine eingebaute Gasvorwarnung haben. Ihnen wird aber zu selten geglaubt..

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